Was lässt uns eine Geschichte nicht mehr aus der Hand legen? Was bringt uns dazu, nachts weiterzulesen, obwohl der Wecker längst droht? Es ist die Kunst der Spannung – und genau diese Faszination ist es, die mich als Autor jeden Tag aufs Neue antreibt.
Spannung beginnt nicht mit dem Mord
Viele glauben, Spannung entstehe erst mit der Tat – doch für mich beginnt sie viel früher. Sie steckt in der Atmosphäre, im Schweigen eines Charakters, in einem Blick, der zu lange dauert. Der erste Satz eines Kapitels, die Wahl des Schauplatzes, die kleinen Uneindeutigkeiten im Verhalten – all das legt die Grundlage für die Sogwirkung, die ein guter Krimi entfalten muss.
Leser fesseln heißt: Erwartungen wecken – und brechen
Meine Methode folgt einem einfachen, aber wirkungsvollen Prinzip: Ich baue Erwartungen auf – und unterlaufe sie dann. Leser sind heute geübt im Genre, sie kennen die Muster. Deshalb spiele ich bewusst mit Andeutungen, Fährten und Rückblenden. Der Trick liegt nicht darin, die Auflösung möglichst spät zu bringen, sondern darin, den Leser in ständiger Bewegung zu halten: emotional, gedanklich, psychologisch.
Der Rhythmus: Spannung braucht auch Pausen
Ein durchgängig hohes Tempo ermüdet. Deswegen nutze ich gezielt ruhigere Passagen – Momente des Innehaltens, in denen meine Figuren sich zeigen dürfen: mit Zweifeln, Erinnerungen oder Wunden. Gerade in diesen Augenblicken entwickelt sich emotionale Tiefe – und damit echte Bindung. Wer mitfühlt, liest weiter.
Meine Methode: Atmosphäre, Psychologie, Struktur
Ich arbeite nach einer klaren Struktur – meist der 7-Punkte-Dramaturgie – und verankere jede Szene emotional in meinen Figuren. Für mich sind Täter nie nur Täter, Opfer nie nur Opfer. Jedes Verbrechen hat einen inneren Ursprung. Meine Protagonistin Lena Berg trägt selbst ein ungelöstes Trauma in sich – und genau diese Verletzlichkeit verleiht ihr Stärke.
Atmosphärisch arbeite ich gerne mit Wetter, Licht und Raum: Ein nebliger Morgen in Ostfriesland, das Knirschen von Muschelkalk unter Schuhen, das Kreischen einer Möwe über dem Hafen – solche Bilder schreiben sich nicht nur, sie erzeugen Stimmung. Und genau das ist für mich der Schlüssel zu Spannung, die unter die Haut geht.
Schreiben heißt: Vertrauen in den Leser
Ich erkläre nicht alles. Ich vertraue darauf, dass meine Leser zwischen den Zeilen lesen, dass sie Ahnungen spüren, Verbindungen ziehen, sich auf falsche Spuren locken lassen – und am Ende überrascht sind, vielleicht sogar erschüttert. Für mich ist das der schönste Moment beim Schreiben: wenn ein Gedanke zu einer Geschichte wird – und daraus ein Kapitel entsteht, das bleibt
Zitat zum Schluss:
„Worte sind wie Spuren im Watt – sie verraten, woher wir kommen. Aber es ist die Dunkelheit dazwischen, die uns fesselt.“
– Bodo Lehwald
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