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Vom Keim zur Geschichte: So baust du einen packenden Roman auf (Grobplot ➔ Feinplot ➔ Bildhaftes Schreiben)

  • Autorenbild: Bodo Lehwald Ostfriesenkrimis
    Bodo Lehwald Ostfriesenkrimis
  • vor 7 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Hallo liebe Schreibbegeisterte,

viele von euch kennen das: Eine Idee blitzt auf – ein spannender Mord, ein unvergesslicher Charakter, ein geheimnisvoller Ort. Doch wie wird aus diesem Funken ein loderndes Feuer, ein ganzer Roman? Der Weg dorthin wirkt oft wie ein Labyrinth.

Heute möchte ich euch eine Roadmap mitgeben, die mir selbst bei meinen Romanen wie "Mord in Emden""Echo des Verborgenen" und dem kürzlich fertiggestellten "Gezeiten der Schuld" geholfen hat. Wir gehen die Schritte gemeinsam durch: Vom Grobplot über den Feinplot bis hin zur bildhaften Sprache, die eure Leser fesselt.

Schritt 1: Der Grobplot – Das Skelett deiner Geschichte

Stellt euch den Grobplot als das Gerüst eines Hauses vor. Ohne dieses Gerüst stürzt alles ein. Hier definiert ihr die großen, tragenden Elemente.

  • Die Grundidee (Was?): In einem Satz. Zum Beispiel: "Ein alter Fischer in Emden wird tot in einem Netz gefunden, und ein Kommissar muss in die vergangenen Geheimnisse der Stadt eintauchen."

  • Die Hauptfiguren (Wer?): Wer ist der Protagonist? Wer der Antagonist? Was wollen sie ursprünglich? In "Gezeiten der Schuld" könnte das sein: "Eine Frau kehrt in ihr Heimatdorf zurück und muss sich mit einer Schuld aus ihrer Jugend konfrontieren, die das ganze Dorf vergessen machen wollte."

  • Die Drei Akte (Wohin?):

    1. Aufbruch (1. Akt): Einführung der Welt und des Protagonisten. Dann passiert der auslösende Vorfall (der Fund der Leiche), der das Gleichgewicht zerstört.

    2. Konfrontation (2. Akt): Der Protagonist handelt, scheitert, lernt dazu. Die Konflikte und Hindernisse werden größer. Es gibt einen Point of No Return – nach diesem Punkt gibt es kein Zurück mehr.

    3. Lösung (3. Akt): Alles führt auf den Höhepunkt zu, die ultimative Konfrontation. Danach folgt die Auflösung: Was hat sich verändert?

Aus meiner Werkstatt (Grobplot "Mord in Emden"):

  • Grundidee: Ein scheinbar klarer Fall von Mord unter Schmugglern entpuppt sich als Rachefeldzug, der in der Nachkriegsgeschichte Emdens wurzelt.

  • Hauptfiguren: Kommissar Jan Berger (protagonist, getrieben von Gerechtigkeit) vs. einen stillen Rächer, der sich als Opfer sieht (antagonist).

  • Point of No Return: Die Erkenntnis, dass der zweite Mord kein Zufall war, sondern ein systematisches Abrechnen mit der Vergangenheit.

Schritt 2: Der Feinplot – Das Fleisch auf den Knochen

Jetzt wird das Skelett mit Leben gefüllt. Der Feinplot ist die Szene-für-Szene-Planung. Hier denkt ihr in konkreten Handlungen, Dialogen und Entdeckungen.

  • Szenen planen: Was genau passiert in jeder Szene? Was ist ihr Ziel? (z.B. Information liefern, Charakter entwickeln, Spannung aufbauen).

  • Emotionen lenken: Welches Gefühl soll die Szene beim Leser auslösen? Unbehagen? Mitgefühl? Nervenkitzel?

  • Plotpoints setzen: Wann wird eine wichtige Information enthüllt? Wann passiert eine überraschende Wendung?

Aus meiner Werkstatt (Feinplot "Echo des Verborgenen"):Statt nur zu schreiben "Protagonistin Laura erfährt mehr über das verfluchte Haus", plane ich detailliert:

  1. Szene: Laura findet im Stadtarchiv vergilbte Briefe.

  2. Ziel der Szene: Enthüllung der Verbindung zwischen dem Haus und einer verschwundenen Person.

  3. Emotion: Unbehagen und wachsende Angst.

  4. Konkreter Plotpoint: In den Briefen entdeckt sie nicht nur einen Namen, sondern die Zeichnung eines Symbols, das sie kürzlich an ihrer eigenen Haustür gesehen hat. Das ist die Wendung – die Bedrohung ist nicht vergangen, sie ist aktuell.

Schritt 3: Bildhaftes Schreiben – Die Haut, die Atmosphäre schafft

Das ist der Zauber, der aus einer guten Geschichte ein unvergessliches Leseerlebnis macht. Zeigt, don't tell! Nutzt alle Sinne.

  • Sehen: Beschreibt nicht nur "es war ein trüber Tag". Zeigt es! "Das Licht der Oktobersonne kämpfte sich durch die Wolkendecke und warf fahle Streifen auf das Kopfsteinpflaster, als trüge die Stadt selbst Trauer." (Aus "Mord in Emden")

  • Hören: "Nicht die Stille war beherrschend, sondern das unablässige, leise Klopfen eines losen Seils am Mast, ein Geräusch wie ein unregelmäßiger Herzschlag."

  • Riechen & Fühlen: "Der Geruch von altem Moder, Salzwasser und vergilbtem Papier stieg ihr in die Nase, eine Mischung, die sich anfühlte wie die Ausatmung der Vergangenheit." (Aus "Echo des Verborgenen")

  • Metaphern und Vergleiche nutzen: Sie machen Abstraktes greifbar. Die Schuld in "Gezeiten der Schuld" ist nicht nur ein Gefühl. Vielleicht ist sie "wie die Gezeiten, die unaufhaltsam kommen, um das Ufer zu überfluten, und jedes Mal ein Stück mehr von dem Fundament fortschwemmen, auf dem man steht."

Deine Aufgabe für den nächsten Roman:

  1. Fange groß an: Nimm dir Zeit für dein Gerüst. Wer, was, wohin?

  2. Werde detailliert: Plane deine Szenen mit einem klaren Ziel. Was soll passieren? Was soll der Leser fühlen?

  3. Erwecke es zum Leben: Gehe deinen Text durch und suche nach Stellen, an denen du "er war traurig" oder "es war gruselig" schreibst. Wie kannst du diesen Zustand zeigen? Welche Bilder, Geräusche und Gerüche vermitteln dieses Gefühl?

Der Plot ist die Landkarte, aber die bildhafte Sprache ist die Reise selbst. Sie ist es, die eure Leser die salzige Luft von Emden schmecken, die bedrückende Stille im verborgenen Haus hören und die zermürbende Last der Schuld auf der eigenen Haut spüren lässt.

Habt keine Angst davor, umzuplanen. Jede Geschichte findet ihren eigenen Weg. Viel Spaß beim Bauen eures ganz persönlichen Labyrinths!

Liebe Grüße 

 

Bodo Lehwald Ostfriesenkrimis 

 
 
 

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1 Kommentar


Bodo lehwald
Bodo lehwald
vor 6 Tagen

da kann man wirklich was lernen

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